Der Berliner Kultpilot Gerd Ruch ist zurück im Rampenlicht. Beim offiziellen DTM-Test in Oschersleben drehte er im originalen Ford Mustang 5.0 GT ein paar Demorunden – ein Vorgeschmack auf das große Ford-Comeback in der DTM.
Gerd Ruch, zwischen 1988 und 1995 über 100 Mal mit seinem eigenen Team in der DTM am Start, verkörpert wie kaum ein anderer die Underdog-Mentalität vergangener Tourenwagen-Jahre. Als Privatier kämpfte er mit begrenzten Mitteln, aber umso mehr Leidenschaft gegen Werksteams von Mercedes, BMW und Audi – und fuhr sich damit in die Herzen der Fans. Der Mustang war sein Markenzeichen, Ruch wurde zur DTM-Legende.
Mehr als drei Jahrzehnte später ist das legendäre Pony Car zurück: Ford bestreitet mit dem Mustang GT3 ab 2024 ein neues Kapitel in der DTM-Geschichte. Hinter dem Einsatz stehen das Team HRT und Ford Performance. Zum Saisonauftakt in Oschersleben (25.–27. April) wird Ruch vor Ort sein – als Gast, Zeitzeuge und Publikumsliebling.
Beim offiziellen Test hatte er bereits Gelegenheit, noch einmal hinter dem Steuer seines originalen Mustangs Platz zu nehmen. „Das war ein riesiger Spaß“, sagt Ruch. Die Idee kam von Ford-Werksfahrer Stefan Mücke, der den alten Boliden restauriert hat. Dass sich der Hersteller nach so vielen Jahren noch an ihn erinnerte, hat den Berliner tief beeindruckt.
Die Rückkehr des Ford Mustang in die DTM sorgt für Begeisterung – bei Fans wie Fahrern. Ruch erklärt sich das mit der besonderen Aura der frühen DTM-Jahre: „Die Leute erinnern sich gerne an die Atmosphäre von damals zurück. Es war eine Zeit, in der man als Fan noch ganz nah dran war.“ Für viele war der Mustang eines der ersten Autos, mit dem sie sich identifizieren konnten – weil er auch im Alltag auf den Straßen zu sehen war.
Seine eigene Verbindung zum Mustang entstand eher zufällig. Entscheidend war das Preis-Leistungs-Verhältnis: „540 PS für 16.000 Dollar – das war unschlagbar“, erinnert sich Ruch. Ersatzteile waren günstig, im Gegensatz zu den teuren Triebwerken der Konkurrenz.
Trotz begrenzter Ressourcen war Ruch mit seinem Team konkurrenzfähig. Ein Highlight: Platz zehn in Hockenheim – damals noch punktberechtigt. Doch der Fokus lag auf dem Kampf unter den Privatiers. Siege gegen Fahrer wie Georg Severich oder Günther Murmann bedeuteten kleinen Teams wie Ruch Motorsport viel.
Dass er sich über die Jahre Kultstatus erarbeitete, lag nicht nur an seinem Einsatz auf der Strecke, sondern auch am Umgang mit den Fans. „Manche kannten mein Leben besser als ich selbst“, sagt Ruch lachend. Die Begegnungen mit den Zuschauern seien stets herzlich gewesen – oft kamen sie schon zum Aufbau mit Autogrammbüchern ins Fahrerlager.
Auch ein Einsatz im aktuellen GT3-Mustang wäre für Ruch reizvoll. Gespräche mit dem Team gab es bereits. „Wenn ich so ein Auto fahren darf, will ich es aber heil lassen“, betont der 69-Jährige.
Für das Ford-Comeback in der DTM wünscht sich Ruch eines: dass der Mustang wieder die Herzen der Fans gewinnt – so wie früher.